Wer, bitte schön, ist Willem van Heythuysen?
Wir wissen, dass er reich war und total falsch eingeschätzt, zumindest im 19. Jahrhundert
Sein ganzfiguriges Bildnis, das Frans Hals (1580-1666) in den Jahren 1625/30 gemalt hat, hängt heute in der Alten Pinakothek in München und ist das einzige, Ganzkörperportrait das von Frans Hals bekannt ist.
Dieses grosse und bedeutende Bild habe ich ausgewählt, weil mich damit eine kleine, unscheinbare Geschichte verbindet. Für mich als Kunsthistorikerin und Liechtensteinerin ist die Geschichte von Bedeutung:
In meinem Studium in München habe ich diese Situation erlebt: Wir gehen mit unserem Professor durch die Alte Pinakothek. Vor diesem Bild bleibt er stehen und sagt so in etwa: «Sie sind doch die Studentin aus Liechtenstein. Den Herrn hier müssten sie doch kennen!» – Aber ich hatte keine Ahnung!
Da erzählte er mir, dass das Bild aus der Sammlung der Fürsten von Liechtenstein stammt und erst im Jahr 1969 von der Alten Pinakothek angekauft wurde. Für das Museum war es eine einzigartige Gelegenheit. München ist heute sehr stolz auf das Bild.
Egal, wie alt mich mein Professor schätzte, ich war definitiv zu jung, um etwas davon zu wissen, doch natürlich bin ich damals der Sache nachgegangen.
Folgendes habe ich erfahren:
Nachdem die Familie Liechtenstein nach dem Zweiten Weltkrieg fast ihren ganzen Besitz durch Enteignung verloren hatte, musste sie zu Geld kommen. Fürst Franz Josef II. beschloss also Stücke aus der Sammlung zu verkaufen, um nicht bankrott zu gehen. Um möglichst wenig Kunstwerke mit möglichst viel Gewinn verkaufen zu können, bot er unter anderem dieses Meisterwerk von Frans Hals zum Verkauf an.
München freute sich über die Möglichkeit und der Bayerische Landtag beschloss das Bild für 12 Millionen Mark anzukaufen. Die Liechtensteiner Bevölkerung wollte das Bild jedoch nicht ziehen lassen und auch die Regierung des Fürstentums Liechtenstein versuchte den Verkauf zu verhindern.
In seinem Votum in der öffentlichen Landtagssitzung vom 10. Dezember 1969 sagte Regierungschef Dr. Gerard Batliner dazu:
«Der Verkauf eines bedeutenden Werkes aus der Sammlung des Fürsten von Liechtenstein, also einer Sammlung, die mit dem Namen unseres Landes verbunden ist, hat in breiten Kreisen der liechtensteinischen Bevölkerung eine grosse Anteilnahme hervorgerufen. Mit Wissen und Zustimmung Seiner Durchlaucht des Landesfürsten wurde dann eine private Aktion eingeleitet, um, wenn möglich, das sehr bedeutsame Werk dem Land zu erhalten. In kurzer Zeit haben Liechtensteiner und Freunde unseres Landes einen erheblichen Teil der Kaufsumme zusammengebracht, so dass berechtigte Hoffnungen bestanden, dass das wertvolle Kunstwerk in Liechtenstein bleiben könne. Auf Grund von Abklärungen in Bayern konnte angenommen werden, dass der vorgesehene Auslieferungstermin verschoben und dass damit Zeit gewonnen werde, sowohl in Liechtenstein, als auch für Verhandlungen mit dem Käufer. Entgegen den anfänglich begründeten Hoffnungen stellte es sich heraus, dass der Käufer vom Vertrage nicht mehr Abstand nehmen konnte.»
In der Bevölkerung gingen die Wogen hoch und man versuchte bis zuletzt mit allen Mitteln, den Verkauf bzw. die Ausfuhr des Bildes zu verhindern.
Der Mensch hinter dem Bild
Wer war dieser Willem van Heythuysen, der erst Anfang des 19. Jahrhunderts als «Portrait eine Edelmannes» von Bartholomäus van der Helst in die Sammlung der Fürsten von Liechtenstein kam?
Willem van Heythuysen war ein wohlhabender Garnhändler aus Haarlem. Sein Grabstein ist in der Kirche von Haarlem, St. Bavo, heute noch zu sehen. Weil er kinderlos, und übrigens auch unverheiratet starb, stiftete er sein Vermögen, um nach seinem Tod zwei Armenhäuser zu gründen. Eine seiner beiden Stiftungen bzw. Armenhäuser besteht offenbar bis heute noch.