Albert Dürer malt sich als … Albrecht Dürer

Nicht gesehen zu werden ist sehr belastend. Wenn man aber schon berühmt ist und sich trotzdem ungesehen fühlt, kann das ein Lebensthema werden. Der Nürnberger Künstler Albrecht Dürer (1471-1528) litt Zeit seines Künstlerlebens unter dem Gefühl, dass man ihn nicht als das sieht, was er ist: nämlich ein Künstler.

Dürer war nach seiner Ankunft in Nürnberg, hinter ihm lagen vier Lehr- und Wanderjahre, bereits als Künstler sehr bekannt. Sein Talent war unübersehbar. Doch in diesen vier Jahren war er auch in Italien und hatte dort etwas erlebt, was er im Norden der Alpen nicht für möglich gehalten hätte. Daher suchte Dürer einen Weg, den Menschen in seiner Heimat die Augen zu öffnen.

In Italien war Dürer als Künstler, als Maler mit einem ganz besonderen Talent anerkannt und bewundert. Sogar der Kunstschriftsteller Giorgio Vasari (1511-1574) erwähnte Dürer in einer seiner Schriften. Das ist sehr verwunderlich, den Vasari war alles andere als ein Bewunderer der Kunst ausserhalb Italiens, aber er lobte Dürers Technik und Erfindungsgeist.

Was tat Dürer also, um sein Publikum darauf aufmerksam zu machen, dass er ein Schöpfer sei, einer der die göttliche Schöpfung abbilden kann? Er musste den Gedanken in den Menschen erst einmal aufkommen lassen und das gelang ihm mit einer Assoziation.

Das «Selbstbildnis im Pelzrock», das er im Jahr 1500 gemalt hat, es hängt heute in der Alten Pinakothek in München, sollte dieser Augenöffner sein.

Der Künstler malt sich in einem Brustbild mit einem schönen und sicher teuren pelzverbrämten Rock gekleidet. Er schaut uns direkt an während er mit seiner rechten Hand den Pelzrock in eleganter Geste zusammenhält. Dürer malt sich mit langem braunem und sehr gepflegtem Haar. Er trägt einen weichen braunen Bart. Seine Hand ist weiss und ebenfalls sehr gepflegt. Es ist nicht die Hand eines Arbeiters. Die dunklen Farben des Bildes lenken den Blick einerseits auf das auffordernde Gesicht eines Mannes um die Dreissig und andererseits auf diese helle Hand mit einer Art Segensgestus.

Wer jetzt noch nicht begriffen hat, auf wen und damit auf was Dürer anspielt, dem hilft er mit einer schönen Inschrift in goldenen Lettern noch auf die Sprünge:

«Ich der Nürnberger Albrecht Dürer, habe so im Alter von 28 Jahren mein Bildnis in den mich kennzeichnenden Farben geschaffen.»

Dieser Mann hat eine Mission: Er will die Menschen darauf hinweisen, dass er mehr kann, als was man lernen kann, mehr als ein Handwerk. Er kann etwas erschaffen, das der göttlichen Schöpfung ähnelt. Es heisst ja, Gott habe den Menschen nach seinem Abbild geschaffen, der Künstler schafft ein Abbild des Menschen. Sein selbstbewusster Blick unterstreicht unterstreicht diese Überzeugung noch.

Diese Botschaft pflanzt er mit der Art seiner Darstellung und mit seinem unübersehbaren technischen Können in unser Hirn.

So mutig das auch klingt, eine Revolution löste das Bild nicht aus. Schon aus dem Grund, weil es zu Lebzeiten Dürers vermutlich in seinem Haus gehangen hat und nicht in einem öffentlich zugänglichen Raum. Zumindest haben seine Auftraggeber das Bild wohl gesehen, solange sie sich in das Haus des Künstlers begaben, um einen Auftrag zu besprechen.

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Kunstgeschichte ist kein Orchideenfach