Das Gefühl von “zu viel”

Hast du dich schon einmal gefragt, warum du auf deiner Städtereise zum Beispiel in eine gotische Kathedrale gehst und schon bald dieses Gefühl von „zu viel“ hast? Obwohl du das ja eigentlich sehen wolltest und sogar den ganzen Nachmittag dafür eingeplant hast.

Vielleicht hast du tatsächlich noch diese drei Teufelchen auf deiner Schulter sitzen. Sie flüstern dir gemeine Dinge ein, wie:

·      Vergiss es, da muss man so viel wissen, das verstehst du nicht.

·      Du müsstest erst einmal ein paar Kunstlexika wälzen oder den intellektuellen Reiseführer lesen, damit du genug Vorwissen hast.

·      Dir sieht jeder an, dass du das nur zum Spass machst, du stehst garantiert immer vor dem unbedeutendsten Kunstwerk.

Du fühlst dich verloren. Also drehst du um, kletterst maximal noch auf den Turm, um wenigstens die Aussicht zu geniessen und räumst dann enttäuscht das Feld.

Das nächste Mal bleibst du bitte solange da, bis ich dir die drei Engelchen auf die andere Schulter schicken konnte. Die haben nämlich Trost für dich:

·      Fang einfach an: Es braucht nämlich gar nicht so viel Informationen, um die Botschaft einer gotischen Kathedrale zu verstehen. Die mittelalterlichen Baumeister haben quasi selbsterklärend gebaut.

·      Freue dich, dass die Botschaften, welche die Alten Meister in ihre Werke verpackt haben, bis heute von uns lesbar sind.

·      Vertraue mir und ich zeige dir mit vielen spannenden Geschichten aus der Kunstgeschichte, mit Hinweisen, die dich überraschen, dass diese Botschaften auch für dich leicht verständlich sind.

Die gotische Kathedrale ist ein gutes Beispiel für deine Sorgen: Sie ist wirklich einschüchternd gross und in einer Zeit entstanden, die voller Geheimnisse war. Die Gotik war eine Stilepoche, in der die Schönheit eine wichtige Rolle spielte, aber auch Schmerz dargestellt wurde, denn die Zeiten waren hart: Kriege, Krankheiten, Glaubenszwiste. Es ist also unglaublich viel an Kunstfertigkeit und Sinnbotschaften darin verborgen und zu entdecken.

Wenn du diese negativen Glaubenssätze vollkommen vergessen kannst, und das darfst du getrost, dann werden sich dir in diesem Gebäude ungeahnte Welten eröffnen.

Ich bin so sicher, dass dir das gelingt, weil du über eine gewisse Lebenserfahrung verfügst, die Menschen inzwischen kennengelernt hast und dich nicht mehr so schnell von ihren Stärken und Schwächen beeindrucken lässt.

Darum geht es in der Kunstgeschichte seit eh und je: Um das Erzählen der guten und schlechten Seiten der Menschen, damit wir uns ein Beispiel nehmen oder uns hüten können.

(Bild: Kölner Dom)

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Was nützt so ein Bild?